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Daniela Dahn

Daniela Dahn am 31.Januar 2020 in der Stille Straße 10

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Lesung aus dem Buch
„Der Schnee von gestern ist die Sintflut von heute“

Eveline Lämmer vom Vorstand des Fördervereins begrüßte die Gäste mit den Worten:

„DAS VERGANGENE IST NICHT VERGANGEN.
DAS GEGENWÄRTIGE NICHT HALTBAR.
UND DAS KÜNFTIGE  NICHT GESICHERT.“

In sieben Büchern hat Daniela Dahn sich mit der Einheit und den Folgen befasst, ein achtes war nicht geplant. Nun hat sie es dennoch geschrieben, denn die Zeiten sind danach: Nach dreißig Jahren Vereinigung ist die innere Spaltung zwischen Ost und West so tief wie eh und je; und es haben sich sogar neue Klüfte aufgetan, die unser Gemeinwesen erschüttern. Sie haben damit zu tun, dass die vermeintlichen Sieger der Geschichte das Erbe der beitrittsgeprüften «Brüder und Schwestern» komplett ausgeschlagen haben.

Die Geschichte des Anschlusses der DDR ist eine Geschichte von Demütigungen, einer tätigen Verachtung ihrer Kultur, Literatur, Wirtschaft
und sozialen Infrastruktur, die immer weiter fortwirkt.
Dagegen steht eine geschichtsvergessene Ignoranz, die das Denken in Alternativen entsorgt hat. Erstmals beschäftigt sich die Autorin auch mit der Frage, wie das Ende des sozialistischen Systems die Welt verändert hat.
Die «siegreiche» Demokratie hat überall an Vertrauen verloren, weil sie von den Eliten, die sie tragen sollen, permanent entwertet wird. Und vor den großen Fluchtbewegungen der letzten Jahre stand die konsequente Weigerung, auch nur ein wenig von dem zurückzugeben, was der «Raubmensch-Kapitalismus» sich zur Beute gemacht hat.
Für das vereinigte Deutschland zeigt Daniela Dahn: Bevor der Rechtsextremismus die Mitte der Gesellschaft erreicht hat, kam er aus der Mitte des Staates. Aus Teilen des Sicherheitsapparates, der Bundeswehr, der Verwaltung.
Eine gemeinsame Erinnerungskultur, die sich beschönigender oder dämonisierender Legenden verweigert, gibt es in Deutschland noch nicht.

Was müsste sie berücksichtigen? Daniela Dahn gab hier, streitbar und kompromisslos wie immer, mehr als nur Anregungen dazu.

 

In der Begegnungsstätte blieb kein Platz frei. Karten waren heiß begehrt und bereits im Vorverkauf ausgeschöpft.

In der anschließenden Diskussion schilderten Gäste ihre ganz persönlichen Empfindungen und ihre Erlebnisse der Wendezeit.
Vieles fand sich im Buch wieder.